Gemeinsam erfolgreich



Nur wenn alle Crewmitglieder ihre expliziten und impliziten Rollen optimal ausfüllen, kann die maximale Leistung des Schiffes und der Mannschaft abgerufen werden. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit alle gleichermaßen leistungsbereit sind und dabei perfekt harmonieren?

1. Vision:
alle Crewmitglieder haben die gleiche Vorstellung davon, was sie von dem Törn oder der Regatta erwarten, welche Ziele sie verfolgen und welches Ergebnis sie am Ende als Erfolg werten. Dabei ist die gemeinsame Vision umso wirkungsvoller als Garant für Erfolg, je mehr emotionale Bedeutung sie für die Crew hat. Ein Beispiel: Rund Skagen von Cuxhaven in einer Woche zu umsegeln wird eher gelingen, wenn alle an Bord darauf brennen, diesen einzigartigen Landschaftspunkt auf dem Seeweg zu umrunden als wenn es ihnen nur darum geht, weitere 600 Seemeilen im Meilenbuch zu vermerken.

2. Aufgabenorientierung:
die Mannschaft arbeitet konzentriert an der Erreichung ihrer Ziele. Man erinnert sich gegenseitig daran, das gemeinsame Ziel zu erreichen und ist offen für Kritik, damit die Arbeit an Bord einen hohen Standard behält.

3. Partizipative Sicherheit:
sicherheitsrelevante Informationen, vor allem auch kritische, werden an alle Teammitglieder weitergegeben, damit alle das Gefühl haben, die Kontrolle über die Situation zu behalten und sich im Team sicher fühlen können. Besonders kritische Entscheidungen sind keine Einzelentscheidungen, sondern werden vom ganzen Team getragen.

4. Unterstützung für Innovation:
Alle sind offen für Veränderungen, wenn sie zu besseren Lösungen führen. Auch Dinge, die im Moment gut funktionieren, werden ständig auf Verbesserungsmöglichkeiten hin überprüft. Vorschläge für Verbesserungen werden unter dem Sachaspekt diskutiert und nicht auf der persönlichen Ebene einzelner Teammitglieder.

Verfasser Christian Fleischer
Mit freundlicher Erlaubnis von:
http://www.wir-lieben-segeln.de/psychologie-an-bord/

Teambuilding auf See


Unter normalen Bedingungen reicht es für einen gelungenen Törn, wenn die äußeren Bedingungen wie das Wetter und das Schiff stimmen und die Crew sich einigermaßen gut versteht. Ob die Crew darüber hinaus als Team wirklich gut funktioniert, stellt sich erst in kritischen Situationen heraus, wenn alle ihre Aufgaben unter Stress erfüllen müssen. Auch während Regattafahrten hängt der Erfolg entscheidend davon ab, wie gut die Mannschaft als Team zusammenarbeitet. Wie kann der Skipper feststellen, ob sein Team gut funktioniert und welche Interventionsmöglichkeiten hat er? Wichtig ist zunächst zu verstehen, wie das Team funktioniert und welche "Rollen" die einzelnen Mitglieder innerhalb der Crew einnehmen.

Die "Rollen" an Bord
Neben den formalen Rollen, die jedes Crewmitglied an Bord haben sollte (z.B. Skipper, Navigator, Vorschoter), übernimmt meist jeder an Bord weitere "informelle Rollen" innerhalb der Mannschaft. Folgende implizite Rollenübernahmen lassen sich oft erkennen:

Der Teamarbeiter ist Teamarbeit meist aufgrund anderer Erfahrungen (z.B. aus seinem beruflichen Umfeld) gewöhnt und fühlt sich ausgesprochen wohl damit. Er appelliert früh an den sozialen Zusammenhalt der Mannschaft, indem er Mannschaftsentscheidungen aktiv fördert. Oft meldet er sich freiwillig, wenn Mannschaftsdienste eingeteilt werden und übernimmt auch unangenehme Aufgaben, vor denen sich andere drücken. Er leistet damit einen wichtigen Beitrag für den Teamgeist der Mannschaft und stärkt das Wir-Gefühl an Bord.

Der Perfektionist möchte alles ganz genau machen. Er beugt sich häufig über den Kartentisch, um den genauen Standort zu ermitteln. Er überprüft ständig den Kurs, selbst wenn er selbst nicht am Ruder steht, um die optimale Kursline zu finden. Er trimmt die Segel, um möglichst viel Fahrt zu machen. Mit seinem Streben nach Präzision ist er in der Lage, den Ehrgeiz der Mannschaft immer wieder neu zu wecken und auch kniffelige Vorhaben erfolgreich zu meistern.

Der Erfinder ist der kreative Kopf der Mannschaft. Sitzt das Ruder fest, sucht er nach Möglichkeiten, es zu reparieren. Ist die Schraube festgefahren, bastelt er geeignetes Werkzeug, um sie zu lösen. Fehlt der Stromanschluss in der Marina, findet er eine andere Energiequelle. Für die Mannschaft stellt er eine wichtige Bereicherung dar, weil er auch bei schwierigen Problemen eine Lösung entwickelt und so einen wichtigen Beitrag leistet, Hürden auf dem Weg zum Ziel zu überwinden.

Der Beobachter ist beim Anlegemanöver zur Stelle, wenn er gebraucht wird, ohne sich selbst in den Vordergrund zu drängeln. Am liebsten nimmt er dabei eine beobachtende Position an Deck ein. Deshalb kann er anschließend gutes Feedback geben, was gut gelaufen ist und was noch besser laufen könnte. In brenzligen Situationen bleibt er ruhig, zurückhaltend und behält einen kühlen Kopf. Er bereichert er die Mannschaft durch seine gezielten, wohlüberlegten und zweckdienlichen Beiträge, die auch in konflikthaften Diskussionen immer sachlich bleiben.

Der Vorsitzende ist meist derjenige an Bord, der die Hauptverantwortung für das Schiff und die Mannschaft übernimmt, also meist auch der Skipper. In uneindeutigen Entscheidungssituationen legt er seine Stimme in die Waagschale und sorgt dafür, dass immer eine Entscheidung getroffen wird und der Törn nicht ins Stocken gerät. Durch kritische Situationen führt er die Mannschaft durch seine Erfahrung. Er ist unverzichtbar, weil er das Ziel und die Umsetzung des Törns maßgeblich gestaltet.

Der Macher ist derjenige in der Mannschaft, der lieber anpackt anstatt zu lange zu diskutieren. Liegt das Schiff bei starkem Wind auf der Seite und die Segel müssen gerefft werden, steht er als erster am Mast. Durch seine konzentrierte Aufmerksamkeit und sofortige Handlungsbereitschaft ist er derjenige, der als erster den Rückwärtsgang einlegt, wenn das Schiff auf Grund läuft. Aufgrund seiner Unerschrockenheit und seines Pragmatismus sorgt er dafür, dass aus Plänen auch Taten folgen. Für die Mannschaft ist er unverzichtbar, weil er nicht zögert, auch ehrgeizige Pläne mit Erfolg umzusetzen.

Verfasser Christian Fleischer
Mit freundlicher Erlaubnis von:
http://www.wir-lieben-segeln.de/psychologie-an-bord/

Faktoren von Stress



An Bord eines Segelschiffes ist alles anders, als man es gewöhnt ist: die Enge der Kabine, die Krängung des Schiffes, das Pfeifen des Windes, das Flattern der Segel - man befindet sich in einer anderen Welt. Für viele bedeuten die veränderten Bedingungen an Bord eines Schiffes Urlaub pur: viele passionierte Segler berichten deshalb, sich bereits nach der ersten Minute an Bord zu erholen. Aber nur solange, wie sie die Kontrolle über die Situation behalten. Gerät die Situation aus den Fugen, wird aus Urlaub plötzlich Stress.

Nur wenn man solche Situationen kennt und richtig einschätzen kann, lassen sie sich erfolgreich bewältigen. Was sind also die Faktoren, die in der oben gezeigten Situation zu Stress führen?

Die folgende Checkliste soll dem Skipper dazu dienen, sich die Risiken in bestimmten Situationen bewusst zu machen und einzuschätzen, ob er sich der Herausforderung gewachsen fühlt. Man wird feststellen, dass man die Situation oftmals anders einschätzt als andere Mitglieder der Crew. Ein erster Schritt zur erfolgreichen Bewältigung wird deshalb sein, die eigene Einschätzung anhand der Checkliste mit der Mannschaft zu vergleichen. Dabei gilt: wer im Moment am meisten Stress empfindet, auf den sollte die Mannschaft am meisten Rücksicht nehmen.

Es empfiehlt sich, die folgenden Stressoren auf einer Skala von 1 (völlig unproblematisch) bis 5 (sehr problematisch) einzuschätzen:
Wetterbedingungen
  • Seegang
  • Windstärke
  • Temperatur
  • Sicht
  • Niederschlag

  • Crew
  • Seglerische Erfahrung des Skippers und der Crew
  • Persönlichkeit der Crewmitglieder (Kommunikationsfähigkeit, Fähigkeit zur Konfliktlösung)
  • Zusammensetzung der Crewmitglieder (Mannschaftsstärke, gemeinsame Erfahrung)
  • Gesundheit und Fitness (Ermüdung, Ernährung, Seekrankheit)

  • Schiff
  • Größe
  • Ausstattung (Navigation, Funk)
  • Komfort (Anzahl Kabinen und Bequemlichkeit, Zustand der Heizung, Bedienbarkeit der Segel aus dem Cockpit etc.)
  • Sicherheitsausrüstung (Verfügbarkeit)
  • Allgemeiner funktionaler Zustand
  • Segeleigenschaften
  • Kommunikationsmöglichkeiten an Bord

  • Törnplanung
  • Gründlichkeit der Planung und Vorbereitung des Törns (zur Verfügung stehendes Material zur Törnplanung)
  • Anspruch des Törns (Dauer, Zeitdruck, Entfernung von der Küste, Overnight-Törns)
  • Anspruch des Reviers (Gezeitenrevier, Sturmgefahr, Strömung, Verkehrsaufkommen)
  • Flexibilität (Ausweichmöglichkeiten für Häfen und Routen)

  • Verfasser Christian Fleischer
    Mit freundlicher Erlaubnis von:
    http://www.wir-lieben-segeln.de/psychologie-an-bord/
    Der Pessimist beklagt sich über den Wind. Der Optimist erwartet, dass er sich ändert. Der Anführer richtet die Segel aus." William Arthur Ward